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Die Technisierung der Welt

Wir steuern auf die 4te industrielle Revolution zu. Das sagen nicht nur die, die davon profitieren, wollen, sondern auch die, die Technik für einen Fortschritt halten und zuletzt auch jene, die sich davor fürchten.
Was sage ich? Ich könnte, als Projektleitern in der Informatik, sicher davon profitieren. Allerdings halte ich Technik nur bedingt für einen Fortschritt. Bedingt, weil ich mich davor fürchte, dass wir wieder eine neue technische Schlaufe laufen, um uns mehr von unserem Potential zu entfernen, obwohl wir uns ja so sehr nach unserem wahren Können sehnen.
Das muss ich wohl erklären.
Seit wir Taschenrechner haben, könne wir nicht mehr Kopfrechnen. Seit wir Auto fahren, werden wir zwar schneller von A nach B bewegt, aber wir selber bewegen uns viel weniger. Seit wir uns alle im WWW bewegen, sind wir zwar mit der ganzen Welt vernetzt und befreundet, doch wir verkümmern sozial, vor den geschlossenen Haustüren unserer Nachbarn. Die Kommunikation per SMS hat schon lange das Telefonieren ersetzt, weil letzteres uns schon viel zu nah, direkt und verbindlich ist. 
Technik, die wir heute entwickeln, folgt einer Sehnsucht und einem inneren Wissen, dass mehr möglich ist. Drahtlose kommunizieren kann man per Mobilfunk oder per Telepathie. An Telepathie glauben wir heute allerdings genauso wenig, wie unsere Grosseltern von 50 Jahren dies an ein Handy taten. Wir entwickeln die Fähigkeiten entsprechend unserer Visionen und Sehnsüchten nicht aus uns heraus, sondern delegieren sie an die Technik. Damit werden wir immer mehr davon anhängig, ermächtigen sie, über uns zu herrschen, während wir sie bedienen. Mittlerweile sind wir dermassen von technisiert, dass wir ohne nicht mehr überlebensfähig sind. Das nenne ich nicht Fortschritt, sondern fortschreiten vom eigenen Potential hin in eine Abhängigkeit, an der sogar unser Überleben hängt. 
Und nun wird mit Pauken und Trompeten die nächste Schlaufe angekündigt. Die 4te Revolution und die Invasion der Robotern in unser Leben. Sie sollen nicht nur für uns Handeln und Denken, sondern - man arbeitet daran - sogar fühlen lernen, damit wir im Kontakt mit ihnen nicht ganz sozial verkümmern. Ist das wirklich das, wonach wir uns sehnen? Nach einer absoluten Abhängigkeit und Bevormundung durch Technik. Computer sagen uns, ob wir gesund oder krank sind. Wenn ich wissen will, wie mein Tag heute war und wie es mir geht, befrage ich eine Maschine, die meine Daten aus der mich immer begleitenden Messuhr an meinem Handgelenk auswertet.
Technik macht unsere komplizierte Welt einfacher. Zumindest meint man das, wenn man an die ganzen Verwaltung und Bürokratie denkt. Das mag stimmen und manchmal auch nicht. Die eigentliche Frage ist, wieso ist unsere Welt so kompliziert? Welche unserer Bedürfnisse müssen damit und auch noch dermassen kompliziert befriedigt werden? Wieso kommt eine Gemeinschaft oder Gesellschaft soweit, dass die Organisation des Lebens miteinander so komplex ist und soviel Zwänge, Ängste, Stress und Druck mit sich bringt? Mal Hand aufs Herz, wo liegen die Vorteile eines so komplizierten und überfrachteten Lebens?
Die Technik macht unser Leben nicht einfacher. Sie hat es noch nie getan. Unsere Grosseltern lebten einfacher, unkomplizierter, stressfreier und zufriedener. Sie hatten nicht so viel materiellen Müll und brauchten ihn auch nicht. Sie waren unabhängiger in ihrer Zeit und ihn ihrem existenziellen Leben. Angesichts dieser Tatsachen, meinen wir immer noch Fortschritt, wenn wir von noch mehr Technisierung in der Zukunft sprechen?
Die Technik hat dazu beigetragen, dass wir uns immer mehr von der Natur entfernt haben. Von unserer eigenen und von der um uns herum. Heute benutzen und verbrauchen wir all das, was uns umgibt. Uns selber mit eingeschlossen. Das Wertschätzen und Heiligen ist verloren gegangen. Wir haben uns stark reduziert auf etwas, das uns bei Weitem nicht gerecht wird. Wir haben unsere Seele und unseren Geist verdammt und uns in einem Käfig des materiellen Daseins eingesperrt. Diese Tatsache stillt aber nicht unsere Sehnsucht, sondern nährt sie. Wir sehnen uns noch mehr nach dem, was wir wirklich sind. Geschöpfe mit (einem verkümmerten) Geist, (einer vernachlässigten) Seele und Körper. Es hilft nicht, uns über die Natur zu erheben, sie auszubeuten, ihr mit Maschinen und Roboter zu begegnen. So werden wir sie nicht spüren, uns nicht über sie spüren und nicht von ihr leiten lassen. Denn auch diese ist mehr als wir meinen zu wissen, was sie ist. Auch die Natur ist beseelt und geistig in ihrem Ursprung und in ihrem Sein. Genauso möchte sie uns begegnen. Wir sind alle als Wesen ein integrierter und gleichwertiger Teil in diesem kosmischen Sein.
Alles was wir erschaffen muss diesem Dasein dienen, in einem ewigen Kreislauf von Werden und Sterben. Darin gibt es keine Ausbeutung bis zur totalen Erschöpfung und keine Müllberge,d ie zum Himmel wachsen. Sondern einen Abfall der zerfällt, sofort wieder neuem Leben zur Verfügung steht und somit dem Ewigen dient. Nichts was auf Zerstörung baut, kann dem Leben dienen. Genauso wenig wie etwas, dass nicht wieder unmittelbar im Kreislauf der Wertstoffe (wertvollen Stoffe) landet. Unsere Technik tut das nicht. Wir bauen den Planeten ab, um sie zu bauen. Wir beuten Rohstoffe aus, damit sie „leben“ kann und wir schaffen damit Müllberge, die Ewigkeiten brauchen, um zu verrotten. Was daran ist fortschrittlich?
Mein grösstes Argument gegen die Technik ist allerdings das, dass wir unsere Fähigkeiten, die wir heute als Potential in uns tragen, aber noch nicht entwickelt haben, immer noch an die Technik delegieren. Geist steht über der Materie und formt und steuert sie. Das sage nicht ich, das sagten bereits Grössen wie Albert Einstein und Max Planck. Warum scheuen wir uns davor, in die Selbstverantwortung zu gehen und unser Bewusstsein so zu entwickeln, dass wir diesem unerschöpflichen und mächtigen Potential immer näher kommen? Solange wir den Glauben und die Macht in Maschinen stecken, werden wir ihre abhängigen Diener (Sklaven) bleiben. 
Mein Ziel ist das nicht.


Samstag den 4. Juni 2016

Sieglinde Lorz