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Fremd verwurzelt

Gesundes Leben braucht gesunde Wurzeln. Ich denke, darüber herrscht Einigkeit. Doch wie steht es um unsere Wurzeln? Sind sie gesund, ermöglichen sie ein gesundes Leben?

Schauen wir doch mal in unseren Alltag. In der Zeitung lesen wir jeden Tag von Flüchtlingsströmen die in den letzten Monaten ein Ausmass angenommen haben, das wir nicht mehr ignorieren können. Jeden Tag strömen hunderte, tausende von Flüchtlingen über die Meere auf der Suche nach einer möglichen Existenz, weit weg von ihrem Heimatboden. Sie sind entwurzelt und hoffen irgendwo, in einer besseren Welt Wurzeln schlagen zu können, um zu überleben. Ihr Heimatboden nährt sie nicht mehr, gibt ihnen keinen Frieden mehr und treibt sie voller Verzweiflung und auch ein wenig Hoffnung in die Ungewissheit.
Der Grund dafür liegt in unserer globalisierten Welt. Es ist eine ungesunde Globalisierung, denn wir „der reiche Norden“ haben seit Jahrzehnten, sogar einigen Jahrhunderten, unsere Wurzeln in ihren Heimatboden geschlagen und saugen diesen aus. Wir nutzen ihn für unsere Lebensmittel, für unser Viehfutter, entziehen ihm die Rohstoffe für unseren technisierten Wohlstand, bauen unsere Fabriken darauf, vergiften und entwässern ihn, vernichten das natürliche Ökosystem, um ein Wirtschaftssystem zu nähren, das süchtig ist nach Wachstum und machen uns vor, es diene dem Wohlstand, was aber treffender als „ein Leben in Masslosigkeit“ zu bezeichnen ist. Diese Masslosigkeit dient nicht unserem Wohl, sondern befriedigt eine Sucht der inneren Leere, die durch das Abtauchen in die materielle Welt und das Ignorieren unserer spirituellen Natur entstanden ist.
Es sind keine gesunden Wurzeln, die wir da haben in dem fremden Boden. Sie sind zu weit weg von unserem Herzen, wir sehen sie nicht mehr, wir spüren sie nicht mehr, sie geben uns keinen Halt und auch kein Vertrauen in eine Sicherheit, weil wir wissen, es ist nicht zum Wohle aller. Nun versuchen wir im alten Denkmodus der Verteidigung, den Entwurzelten etwas zurückzugeben. Wir wollen unser System exportieren und auch ihnen Wohlstand verkaufen. Doch das ist nicht die Lösung. Erst wenn wir unser Irrtum einsehen und unsere Wurzeln zurückziehen, ihnen ihren Boden wieder freigeben, in einem Zustand, der ihnen ein fruchtbares Wurzeln ermöglicht, nur dann können wir wieder „Gutmachen“ was wir auf unserem Irrweg verfehlt haben. Unsere Wurzeln gehören in unseren Boden, der nah bei unserem Herzen ist und der uns die Sicherheit gibt, der wir vertrauen können. Doch den haben wir zugebaut und auf eine Art und Weise verbraucht, dass er uns nicht mehr alle ernähren kann. Doch diese Probleme müssen wir lösen, auf unseren eigenen Schultern und nicht auf denen der anderen. Die Not, bis wir uns hier lokal wieder ernähren können und ein gutes Leben sichern können, müssen wir tragen. Sie wird uns helfen schneller Lösungen zu suchen und zu finden. Den Not macht erfinderisch. Wir dürfen nicht warten, bis wir die Lösung haben und dann erst den anderen ihr Recht auf ihren Boden, auf ihre Heimat auf ihre eigenen Wurzeln zurückgeben.
Globalisierung im Sinne von Vernetzung und Verbundenheit ist eine wichtige Sache. Aber nicht über die ausbeuterische Art der Wurzeln, sondern über den Austausch von Früchten, die auf dem Heimatboden entstanden sind, durch eine gesunde, lokale Verwurzelung, die Verbindung zum eigenen Boden, dem Wissen und der Weisheit der Ahnen und dem was uns die Erde dort schenkt, wo wir hin geboren/gepflanzt wurden. Die Früchte die daraus entstehen, werden Früchte eines gesunden Wachstums sein, das Sorge trägt zu allem was uns der Planet Erde schenkt. Wir sind ein Teil dieses Systems, dieses Organismus, so wie jede unserer Zellen ein Teil unseres Körper-Systems ist, in dem eine gesunde Seele und ein gesunder Geist wohnen darf. Kein Organismus kann funktionieren, wenn sich die Teile dieses Systems bekämpfen, mit einander konkurrenzieren und sich gegenseitig übervorteilen, ausbeuten und sich aneinander messen. Ein lebendiger Organismus, und das ist unser Plantet, basiert auf Kooperation und ein Miteinander ohne gegenseitiges bewerten. Jeder hat seine Funktion, seinen Anteil und dient der Befruchtung des Gesamtsystems.
Jeder von uns kann seine eigenen Wurzel betrachten, wo hole ich die Nahrung für meine eigenen Existenz her? Sind meine Wurzeln so nah beim Herzen, dass alles was ich brauche und tue dem Wohle aller anderen dient? Schritt für Schritt könne wir hier korrigieren, was wir als falsch erkennen und somit den Weg einschlagen zu einem Leben, das dem gesamten System dient und uns als lebendiger Teil davon. 

Werde aktiv und sei selber das positive Beispiel, das du brauchst.

Mittwoch, 3. Juni 2015

Sieglinde Lorz